Die Erdbebengefahr für Istanbul ist permanent und den führenden Köpfen der Türkei und Istanbuls durchaus bewußt. Nicht weit von der Stadt entfernt, etwa 20 Kilometer, befindet sich die sogenannte Marmara-Hauptverwerfung. Aufgrund der dichten Besiedlung Istanbuls wäre bei einem Erdbeben mit zahlreichen Opfern zu rechnen, auch aufgrund vieler illegaler Bautätigkeiten an den Stadtgrenzen.
Das Risiko geht von der nordanatolischen Verwerfung aus, die sich vom Nordosten der Türkei quer durch das Land, Istanbul kreuzend, bis zur Ägäis zieht. Mit einer Geschwindigkeit von zweieinhalb Zentimetern pro Jahr wandert die anatolische Platte gen Westen. Diese Verwerfung hat die Erdbeben am 01. Mai 2003 und 2010 in der Türkei verschuldet. Und die Epizentren rücken näher an Istanbul heran.
Die Epizentren der Beben in der Türkei wandern nach Beobachtungen seit 1939 stetig Richtung Westen. Zu hoffen ist, dass ein Erdbeben in der Region sich auf mehrere schwächere Beben verteilt. Doch auch schwächere Erschütterungen hätten gravierende Folgen; das Erdbeben im Jahre 1999 hatte eine Stärke von 7,4 auf der Richter-Skala, es kamen damals ca. 18.000 Menschen ums Leben! Das letzte grausame Beben in Istanbul war im Jahr 1766, die damals erheblichen Zerstörungen und Todesopfer sind mit der Zeit in Vergessenheit geraten.
Zur Minimierung der Schäden bei einem möglichen Erdbeben ist ein Programm namens "Istanbul Seismic Risk Mitigation and Emergency Preparedness" in Istanbul aufgelegt worden. Das Budget beträgt ca. 610 Millionen Euro. Finanziert wird es von der Europäischen Investitionsbank und der Weltbank. Ziel dieses Programms ist die Nachrüstung öffentlicher Gebäude, Krankenhäuser, Schulen und Behörden in bezug auf ihre Erdbebensicherheit.
Die Stadtverwaltung konzentriert sich dabei zunächst auf die drei gefährdesten Stadtbereiche Zeytinburnu, Fatih und Kücükcekmece im Südwesten Istanbuls. Man installiert z.B. ein Frühwarnsysteme, um vor dem stärksten Beben die Züge abzubremsen und Gasleitungen zu schließen. Im Ernstfall hat man dann einige Sekunden Vorlaufzeit vo dem Beben. Dazu wurden hunderte Bewegungssensoren im Stadtgebiet installiert. Auch der neue Marmaray-Eisenbahntunnel unter dem Bosporus durch soll mit einem solchen Frühwarnsystem ausgestattet werden. Die Kulturstätten Istanbuls sind ebenfalls gefährdet. In vielen der alten Gebäude wurden zum Schutz vor Erdstößen vorbeugend stabilisierende Stahlstreben eingesetzt.
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