So vielfältig die Architektur der Ethnocity Istanbul ist, so bunt ist das Bevölkerungsgemisch innerhalb seiner Mauern. Schon seit Jahrtausenden besiedelten immer wieder die unterschiedlichsten Volksgruppen die Meerenge am Bosporus.
Römer, Perser, Griechen, Tataren, Venezianer, Genuesen, sephardische Juden, Kreuzritter und Turkstämme, in neuester Zeit Russen, Afghanen, Moldawier, Rumänen, Polen und Flüchtlinge aus Kriegsgebieten. Alle zusammen machen den Charakter der Stadt aus. Sie bilden zusammen mit den "Eingeborenen" den Ethnomix der Stadt Istanbul.
Etwa 80% der Einwohner von Istanbul sind anatolischer Herkunft aus den asiatischen Landesteilen der Türkei. Diese Masseneinwanderung, dieses starke Bevölkerungswachstum mit Zuzug aus allen Teilen Anatoliens und dem kurdischen Südosten der Türkei, drohte zeitweilig den modernen und nach Westen gewandte Charakter Istanbuls zu verändern. Das ländlich-urbane, konservative, drohte die Stadt als kosmopolitisches Zentrum zu ersticken. Die fortschreitende wirtschaftliche Entwicklung, vor allem in den Küstenbereichen der Türkei, hat diese Entwicklung etwas abgemildert. Auch das Erdbeben 1999 hat dazu geführt, dass der Zustrom nach Istanbul abflaute.
Aufgrund des Zuwanderungsdrucks allgemein war die Stadt Mitte der 90er Jahre gezwungen, die völlig überstrapazierte Infrastruktur zu verbessern. Zwar ist der Verkehr in Istanbul heute immer noch das reinste Chaos, aber die Wasser-, Strom- und Kommunikationsinfrastruktur wurden wesentlich verbessert. Dazu wurden brachliegende Flächen zwecks Erholung und Luftreinhaltung in Parks verwandelt.
Mitte der 1960er war auf der asiatischen Seite der Stadt Sommerhäuschen, Wald und Weideland, also überwiegend Grün vorherrschend. Durch den Zuwanderungsdruck wird und wurde der gemütliche, entspannte Charakter am asiatischen Ufer zerstört. Auch auf ihr multiethnisches Erbe besinnt sich die Stadt wieder. Die Geschichte Istanbuls wird nun wahrheitsgemäß erzählt. Minderheiten, wie die armenische Gemeinde mit ihren ca. 100 000 Mitgliedern, treten wieder selbstbewusster auf.
Auch die Griechen sind in der Stadt wieder stärker präsent, seit die türkisch-griechischen Beziehungen sich in Folge des verheerenden Erdbebens im August 1999 verbessert haben. Inzwischen im Jahr 2020 haben sich die Beziehungen zwischen Griechenland und der Türkei wieder wesentlich verschlechtert.
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