Die prähistorischen Grabstätten Newgrange, Dowth und Knowth befinden sich im County Meath, im Osten von Irland, nahe dem Dorf Donore. Sie ruhen auf Anhöhen nahe des Flusses Boyne. Der Zugang zu den Anlagen von Newgrange und Knowth sind nur über einen Visitor-Center möglich. Dort muss man sich einer geführten Tour anschließen. Die Anlage von Dowth ist dagegen frei zugänglich. Das runde Areal von Newgrange befindet sich thronend auf einer Anhöhe. Durch den Status des UNESCO-Weltkulturerbes besuchen jährlich über 200.000 Besucher die Anlage. Newgrange ist älter als Stonehenge und als die Pyramiden in Ägypten.
Gebaut wurden die Anlagen im irischen County Meath im neolithischen Zeitalter der Jungsteinzeit vor etwa 5.000 Jahren. Sie sind vergleichbar mit der Anlage des berühmteren Stonehenge. Wer die Anlagen letztendlich wirklich gebaut hat, ist bis heute nicht bekannt. Vermutlich waren es eine Gemeinschaft von Viehzüchtern oder Bauern. Deren Kultur muss aber schon recht hoch entwickelt gewesen sein, wie die Bauweise und Steinzeichnungen beweisen. In Irland wird Newgrange mit dem keltischen Hauptgott, dem großen Dagda, in Verbindung gebracht.
Das Bauwerk ist von mächtigen Steinen eingefasst. Das heutige Aussehen hat die Anlage Rekonstruktionsarbeiten zu verdanken die im Jahr 1975 abgeschlossen wurden. Man hat sich bemüht, die 5.000 Jahre alte Anlage möglichst originalgetreu wieder aufzubauen. Nicht dem Original entspricht der Eingang zur Anlage; dieser ist mit einer Treppe versehen worden.
Die Wikinger haben auf ihren Raubzügen im 1. Jahrtausend die Grabanlage komplett ausgeplündert. Außer den großen Steinen ist nichts mehr vom Glanz früherer Zeiten übrig geblieben. Das vom Staat geführte Besucherzentrum bietet einen originalen Nachbau von Newgrange, dort wird audio-visuell die Entstehung und Bedeutung der Anlage näher gebracht. Dazu kann man in einer Ausstellung einiges über das Leben der Menschen der damaligen Zeit erfahren.
Das Newgrange-Hauptgebäude ist eiförmig und bis zu 13 Meter hoch. Die breiteste Stelle misst 85 Meter. Bis 1962 war die Grabkammer in einem Erdhügel verborgen. Der Hügel, der Hauptbau, wird von einer weiteren Steinmauer umgeben, die einen Durchmesser von 104 Meter hat. Die Grabstätte besteht innen aus einem längeren Gang, der in der Hauptkammer endet. Dort gibt es drei nach außen gewölbte größere Nischen. Die vier großen Steine außen gegenüber den Eingang sind die letzten noch vorhandenen Steine dieser Art in Newgrange. Alle anderen Kranzsteine sind nahe dem Boden abgebrochen. Verzierungen tragen diese Steine nicht.
Auf Steinen der Kammeranlage befinden sich sonderbare Symbole in die Steine eingeritzt, dreikreisige Spiralen und Zickzack-Muster, deren Bedeutung bis heute nicht bekannt ist. Der Gang zur Kammer ist nur 1,5m hoch und 1m breit. Die Länge beträgt 18,9m. Der für uns äußerst schmale und niedrige Gang führt in die Grabkammer, die sich kreuzförmig verbreitert. Die Begrenzungsteine des Ganges tragen Verzierungen. Die große Steinplatte rechts des Eingang diente dem Verschließen des Eingangs. Der kunstvoll bearbeitete Stein ist mit den typischen Spiralmustern, Doppel- oder Dreifachspiralen. Es handelt sich um die gleichen Motive, die sich auch im Inneren des Grabes befinden. Das Kuppelgewölbe der Hauptkammer ist noch im Original erhalten. Sie ist bis zu 5 Meter hoch. In Trockenmauerbauweise sind die Decksteine noch heute absolut wasserdicht verfugt. Im gesamten Innenbereich befinden sich auch vier Beckensteine, deren Funktion bis heute noch nicht bekannt ist. Ursprünglich befanden sich in den Becken der Steine und Knochen von Toten, Kügelchen aus Stein und Knochen und weitere kleine Grabbeigaben.
Über den Eingang ist die Grabkammer, die zentrale Lichterkammer erreichbar. Über einen speziellen, engen Schlitz über dem Eingangsdach des Ganges zur Kammer dringt das Sonnenlicht für 17 Minuten über einen speziellen Deckstein ein und erhellt den Raum. Der Schlitz befindet sich in der sogenannten "Roof-Box"; diese ist wunderschön mit Verzierungen versehen. Das Phänomen des Lichteinfalls wurde erst 1963 entdeckt. Der Lichteinfall findet nur zur Zeit der Wintersonnenwende statt (14.12-28.12.). Dieses Ereignis kann nicht von jedem im Originalauftreten beobachtet werden. Es werden jährlich 20 Personen neu ausgelost, die bei dem Vorgang zugegen sein dürfen. Bei den Führungen wird das Phänomen jedoch mit einer Taschenlampe nachgestellt. In der übrigen Zeit herrscht in der Grabkammer Dunkelheit.
Die in der Nähe von Newgrange befindliche Grabstätte Knowth ist etwas kleiner dimensioniert. Um den zentralen Steinbau befinden rings herum kleinere Hügelgräber. Diese Gräber sind ebenso mit Steinen ausgekleidet. Das Hauptbauwerk kann auch nur im Zuge einer Führung betreten werden. Eine Lichterkammer wie in Newgrange findet man in Knowth nicht. Newgrange kann während des ganzen Jahres besichtigt werden, außer Weihnachten. Die Anlage von Knowth ist von Ostern bis zum 31. Oktober jeden Jahres geöffnet.
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