Der Bau der Marienkapelle in Würzburg wurde im Jahr 1377 begonnen und mit dem Bau des Kirchturms im Jahr 1480 abgeschlossen. Die „Sühnekapelle“ wurde von der Würzburger Bürgerschaft finanziert und nicht von den katholischen Fürstbischöfen. Die Marienkapelle in Würzburg ist keiner Pfarrgemeinde zugeordnet und trägt daher die Bezeichnung „Kapelle“. Am Platz der Marienkapelle befand sich zuvor eine jüdische Synagoge. Unterhalb der Sakristei der Marienkapelle befindet sich ein originales, jüdisches Ritualbad, Mikwe genannt. Erstaunlicherweise existierten bereits im 15. Jahrhundert die kleinen „Lädchen“ an der Marktplatzseite der Marienkapelle, wie es sie auch heute noch gibt.
Die Marienkapelle wurde im spätgotischen Stil als Hallenkirche errichtet und zählt heute zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten der mainfränkischen Weinstadt Würzburg. In der Kapelle befinden sich in einem Silberschrein auf dem Altar die Reliquien des Heiligen Makarius. Die Innenausstattung der Marienkapelle ist noch heute äußerst interessant und sehenswert, wie das Grabdenkmal des Ritters Konrad von Schaumberg, der den Bau der Marienkapelle einst verantwortete, errichtet von Tilman Riemenschneider. Ein weiteres, bedeutsames Artefakt der Marienkapelle ist die Reliquienbüste des Aquilin, des einzigen, katholischen Heiligen, welcher in Würzburg das Licht der Welt erblickte. Die Seitenbereiche der Kapelle wurden einst im Mittelalter zur Unterbringung von Grablegen bedeutender Persönlichkeiten genutzt.
Dort ruhen Ritter aus Franken, damals bedeutende Bürger von Würzburg. Auch die Grablege des berühmten Baumeisters Balthasar Neumann ist hier zu erwähnen. Im Inneren der Marienkapelle befinden sich auf den Altären mehrere Tafelgemälde aus dem frühen 16. Jahrhundert. Über dem nördlichen Seitenschiff befindet sich eine sehenswerte „Silbermadonna“. Ihr gotisches Aussehen erhielt die Fassade und der Kirchturm der Marienkapelle bei Renovierungsarbeiten Mitte des 19. Jahrhunderts. Auch im Inneren wurde dabei die Ausstattung der Kirche zum neugotischen Stil hin verändert. Der Kirchturm der Marienkapelle trägt seit dem Jahr 1713 eine weit sichtbare, golden leuchtende Marienfigur.
So wunderschön die Kirche ist - man sollte wissen, wie es zu dem Kirchenbau am Marktplatz kam. Mitte des 14. Jahrhunderts. Im Jahr 1349 wurde der Großteil der in Würzburg lebenden Juden hier grausam ermordet. Man beschuldigte sie, das Wasser in den Brunnen von Würzburg vergiftet zu haben. Nicht die Juden hatten das Wasser der Brunnen vergiftet, sondern die Heimsuchung der Pest war in der unterfränkischen Stadt am Main angekommen. Das Judenviertel von Würzburg wurde später im 15. Jahrhundert komplett zerstört und geschleift, die restlichen Menschen jüdischen Glaubens ermordet. Auf den Fundamenten des jüdischen Viertels von Würzburg wurde der Marktplatz errichtet. Wenn ich heute über den Würzburger Marktplatz gehe, halte ich manchmal inne. Dann denke ich nach, auf was für einem blutgetränkten Platz ich da entlang schreite. Natürlich ist dies schon mehrere hundert Jahre her, aber trotzdem...
Auf den Grundfesten der Synagoge wurde zunächst eine Holzkirche errichtet. Schon 1377 wurde dann mit dem Bau einer Kirche aus Stein begonnen, welche im Jahr 1392 vollendet und geweiht wurde. In den folgenden Jahrzehnten wurde die heutige Marienkapelle stetig erweitert. Der berühmte Künstler Tilman Riemenschneider erhielt im Jahr 1490 den Auftrag, Figuren von Adam und Eva für das südliche Eingangsportal der Marienkapelle anzufertigen, ebenso eine Figurenreihe der Apostel für die Längsseite der Kirche. Alle Figuren im Original befinden sich heute im Würzburger „Museum für Franken“, dem ehemaligen „Mainfränkischen Museum“ der Festung Marienberg. Sämtliche an der Fassade der Kapelle sichtbaren Figuren sind heute Nachbildungen.
Im Jahre 1945 wurde die Kapelle beim Luftangriff britischer „Bomber“ erheblich beschädigt. Die Inneneinrichtung aus Holz und der Dachstuhl fielen komplett dem Feuer zum Opfer. Wertvolle Kunstwerke bedeutender Künstler des Mittelalters gingen dabei für immer verloren. In den Nachkriegsjahren wurde die Kirche Schritt für Schritt wieder hergerichtet. Der Wiederaufbau der Würzburger Marienkapelle dauerte bis zum Jahr 1961 an. Im Jahr 1962 wurde die Kirche vom damals amtierenden Würzburger Bischof erneut geweiht.